【 Atelier Mondial: Das Atelier des Klöpplers 】
Fr. 07. März – Fr. 28. März
KOOPERATION
Do. 06. März
19.00 Uhr
VERNISSAGE
Während der Vernissage: Speed Speech mit Prof. Dr. Jörg Wiesel, Co-Leitung, Institut Ästhetische Praxis und Theorie HGK FHNW
Nach Abschluss seiner Ausbildung zum Bildhauer beschloss der südafrikanische Künstler Pierre Fouché, Skulpturen ganz anderer Art herzustellen und sich auch in eine Domäne vorzutasten, die traditionellerweise den Frauen vorbehalten war: Fouché eignete sich verschiedene Techniken des Klöppelns an und begann, durch das Drehen, Kreuzen und Schlingen von Garn grossformatige Bildskulpturen – hauptsächlich Porträts von ihm nahe stehenden Personen – zu knüpfen. Die Menschen, die der Künstler dabei durch wechselnde Rhythmen von Zwischenräumen und Flechtknoten in einer fast morseartigen Bildschrift darstellt, wirken durch das spezielle Medium je nach Perspektive des Betrachters manchmal fragil und durchscheinend, manchmal plastisch und wie im Leben fest verknüpft. Da die Herstellung der Spitzenporträts sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, widersprechen die geklöppelten Bilder auf allen Ebenen dem Eindruck des schnellen Schnappschusses, der als Basis für die Porträts dient; zugleich flicht sich der Künstler mit der Lebenszeit, die er für die Spitzenbilder verwendet, buchstäblich ins Leben der Porträtierten ein.
Im März zieht Pierre Fouché mit seinem Atelier ins DOCK ein. Das Werk, das im Rahmen der Einzelausstellung entstehen wird, bezieht sich auf eine Pressefotografie, worauf sich ein syrischer Oppositioneller nach einem Chemiewaffenangriff ausruht. Mit dem gewählten Bildausschnitt treten Gewalt und Unruhe scheinbar in den Hintergrund, bleiben aber mit dem Werk verknüpft. Der iaab-Gastkünstler interessiert sich für die Märtyrerfigur in der visuellen Kultur, insbesondere für ihre Darstellung in der Queer Art.
Neben der Tüll-Spitze sind die anfänglichen Musterskizzen bis hin zur Entstehung des Werks auf speziellen Panels und Klöppelkissen zu sehen. Durch Skizzen und Notizen, sowie die von Hand hergestellten Spezial-Werkzeuge veranschaulicht die Einzelausstellung nicht nur die Delikatheit und die intensive Arbeit, die das Medium des Spitzenklöppelns erfordert, sondern auch die Einsamkeit des zeitgenössischen männlichen Klöpplers innerhalb der Zunft dieses Handwerks.
Pierre Fouché (*1977)
Von Januar bis März 2014 lebt und arbeitet Fouché in einem der iaab-Studios in Basel, unterstützt durch ein Stipendium der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Zeitgleich mit der Präsentation im DOCK zeigt das Leslie Lohmann Museum in New York Teile seines Werks in der Gruppenausstellung „Queer Threads: Crafting Identity and Community“.
Wir danken Kostas Maros für die zur Verfügung gestellten Bilder.