【 Elia Navarro 】
Di. 17. Oktober
SPEED SPEECH
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Fremdheit ist eine besondere Erfahrung. Auch wenn sie kein negatives Erlebnis an sich darstellen muss, kann sie abstrakt betrachtet der Wahrnehmung einer gewissen Distanz entsprechen. Es handelt sich dabei tatsächlich weniger um ein Gefühl der eigenen Einsamkeit als viel mehr um eine Einzigartigkeit gegenüber den Anderen. Eigentlich glaube ich, dass Fremdheit paradoxerweise Leute noch näher zusammenbringen kann, da sie, in unterschiedlichem Ausmass erlebt, allen Menschen gemeinsam ist. Das Wahrnehmen dieser Einzigartigkeit erlaubt folglich ein besseres Selbstverständnis und nicht zuletzt eine Aufgeschlossenheit gegenüber dem Anderssein. In dieser Hinsicht kann die eigene Fremdheit Ausgangspunkt für eine Beobachtung der Welt sein.
Als Elia Navarro ihre Heimat vor ein paar Jahren verliess und mit der Absicht ihr Kunststudium zu vervollständigen in die Schweiz auswanderte, erfuhr sie zweifellos eine gewisse Fremdheit. Die im DOCK ausgestellten Werke scheinen eindeutig auf diese Erfahrung gestützt zu sein. So zeigt die Filminstallation «Walk in my Shoes» eine Doppelprojektion; einerseits zwei Wanderschuhe, die dem Meer entgegen am Strand liegen, als wären sie dort verlassen worden; andererseits zwei bare Füsse, die durch Basel laufen. Die geographisch abgetrennten Füsse und Schuhe dienen hierbei als Metapher der Entfernung. Als Pendant zum Videowerk wird die multimediale Arbeit «Distances» gezeigt. Über Lautsprecher wird eine Vielzahl von Stimmen hörbar und ein Gewirr aus unterschiedlichen Sprachen lassen den gesprochenen Text undeutlich werden. Dieser sprachliche Chor ist gleichzeitig graphisch dargestellt, indem jede Tonaufnahme auf Vinyl gedruckt im Raum hängt. Der Ursprungstext kann ergänzend auf Englisch gelesen und über Kopfhörer gehört werden. Obwohl alle Stimmen sowohl akustisch wie graphisch verschieden sind, wird in den Ausdrucken deutlich, dass sie einem ähnlichen Muster folgen, nämlich, dass jede Stimme das gleiche sagt. In anderen Worten lässt sich verstehen, dass eine Gemeinsamkeit trotz oder sogar dank der Verschiedenheit möglich ist.
Simon Würsten, Kunsthistoriker