【 Cut the Fence - Der Stoff aus dem die Zäune sind 】
Sa. 27. September
SPEED SPEECH
Zum Gastspiel "Cut the Fence"
Auf dem Stoff: Ein goldener Zaun vor blaurosa Himmel, Rosen und Vergissmeinnicht, Granatäpfel und Trauben, Schnecken und glänzende Gartenscheren. Dornen. Überwachungskameras. Helikopter. Barock arrangiert. Zarte Farben. Wuchtige Leichtigkeit.
Schön ist er, der Stoff, der in den Schaufenstern des DOCKs hängt. Und schön soll er sein, sagt das Künstlerpaar Copa&Sordes das ihn entwarf. Der Stoff aus Afrikadamast symbolisiert den Zaun rund um das Ausschaffungsgefängnis und das Empfangs- und Verfahrenszentrum Bässlergut an der Basler Grenze. Schön soll er sein der Stoff, weil Schönes angeschaut wird und was angeschaut wird, wird besprochen. Der Stoff wird Gesprächsstoff. Wir reden über all die Zäune, die Welten, Länder, Menschen trennen. Über Rassismus und Ausländerpolitik. Über wie es ist und wie es sein könnte. Und immer wieder schweifen die Blicke zum Stoff und einer sagt, wie schön der Stoff doch sei. Auch politisch motivierte Kunst kann schön sein. Und in diesem Fall soll sie es sogar, denn was schön ist, wird gekauft und desto mehr Stoff gekauft wird desto grösser wird im übertragenen Sinne auch das Loch in der Zaunanlage rund um das Bässlergut. So herrscht im DOCK geschäftiges Zaunstoffabschneiden. Marktstimmung. Ein Meter kostet hundert Franken. Der Erlös geht an die bblackboxx. Der Zaun wird transformiert, aus ihm werden dann Kissen genäht werden oder Hosen und vielleicht wird ein Stück Zaunstoff auch an einer Wand hängen, als Bild.
Passend zum Schluss sagt Guido Nussbaum, einer der zwei Duzend Anwesenden: "Kunst soll anmuten und zumuten.“ So soll es sein. So ist Cut The Fence.
Flurina Badel, Künstlerin, www.flurinabadel.com